MD ELEKTRONIK nimmt an IEEE teil – Advancing Technology for Humanity

Interview mit Christian Neulinger über seine Mitarbeit in der IEEE Automotive Ethernet Task Force und zukünftige Trends in der Automobilindustrie

Die Automobilindustrie befindet sich im größten Umbruch seit der Erfindung des Automobils. Die schnelle und zuverlässige Datenübertragung spielt eine zentrale Rolle und ist der Motor der automobilen Zukunft. Für das „vernetzte Auto“ der Zukunft ist die frühzeitige Erkennung von Trends und neuen Standards von ganz wesentlicher Bedeutung. Daher arbeitet MD ELEKTRONIK in verschiedenen internationalen Organisationen an der Entwicklung neuer Technologien mit. Eine der wichtigsten Organisationen ist das IEEE. Zielsetzung des IEEE ist die gemeinsame Arbeit an Ideen, um die Technologie von morgen optimal einsetzen zu können. Das IEEE hat über 409.000 Mitglieder in mehr als 160 Ländern (Quelle: www.ieee.org). MD ELEKTRONIK wirkt seit 2013 mit.

Tech Talk ist eine Interviewreihe, die Euch mit einigen inspirierenden Persönlichkeiten innerhalb und außerhalb von MD und der Welt der Technologie, der Innovation und darüber hinaus bekannt macht.

In dieser zweiten Ausgabe von Tech Talk haben wir Christian Neulinger getroffen. Wir sprechen über seine Position als Manager Radio Frequency & Simulation bei MD, die IEEE Organisation, warum es für seine Arbeit wichtig ist, Teil dieses Netzwerks zu sein sowie über die Zukunft und Trends in der Automobilindustrie.

Christian, ich bin gespannt darauf, heute etwas von deiner Arbeit im IEEE zu erfahren, aber lass uns zunächst mit einigen persönlichen Informationen starten. Bitte erzähl uns ein wenig über dich.

Christian: Mein Name ist Christian Neulinger. Ich bin 37 Jahre alt. Ich wohne in der Nähe des Hauptsitzes von MD im oberbayerischen Waldkraiburg. Meine berufliche Karriere begann mit einer Lehre als Elektriker.  Nach dem Abitur studierte ich Elektrotechnik mit Schwerpunkt Nachrichtentechnik. Meine erste Stelle war die eines Prüf- und Entwicklungsingenieurs für Hochgeschwindigkeits-Datenübertragungsprodukte bei einem Hersteller von Steckverbindern. Seit 2019 arbeite ich bei MD. Zunächst als Entwicklungsingenieur und Experte für Hochfrequenz und Datenübertragung. Derzeit bin ich Manager für Radio Frequency & Simulation.

Vielen Dank, Christian. Kannst Du uns bitte etwas über dein Tagesgeschäft erzählen und uns einen kleinen Einblick in deine Arbeit geben?

Christian: Ich bin für ein Team von Ingenieuren für Hochfrequenz und Simulationen verantwortlich. Derzeit arbeiten mein Team und ich in Entwicklungsprojekten für neue Produkte mit konfektionierten Leitungen. Wir unterstützen die Mitglieder der Projekte mit Fachwissen über Hochfrequenz und mit Ergebnissen aus Simulationen. Außerdem führen wir Hochfrequenzmessungen für Neuentwicklungen durch. Folglich werten wir Messergebnisse aus und bereiten Präsentationen für Projektbesprechungen oder für die Abstimmung mit externen Partnern vor. Darüber hinaus beschäftige ich mich auch mit neu entwickelten Leitungen, dies sind meist geschirmte Leitungen mit differentiellen Paaren für unsere Anwendungen. Diese werden hauptsächlich für Automotive Ethernet oder andere Hochgeschwindigkeitssysteme verwendet. Meine Kollegen und ich arbeiten auch in verschiedenen Standardisierungsgruppen mit. Ich bin zum Beispiel Teil der IEEE Automotive Ethernet Task Force für kupferbasierte Technologien. In dieser Eigenschaft nehme ich an wöchentlichen Sitzungen und anderen Treffen dieser Gruppe teil.

Das ist beeindruckend, Christian, vielen Dank. Du hast erwähnt, dass du Teil der IEEE Automotive Ethernet Task Force bist. Da dies das Hauptthema des heutigen Tech Talk ist, wäre es schön, wenn du erläutern könntest, wofür IEEE steht und um was es bei dieser Organisation geht.

Christian: Gerne, IEEE steht für Institute of Electrical and Electronics Engineers. Es handelt sich um die weltweit größte technische Fachorganisation. Innerhalb des IEEE gibt es zahlreiche unterschiedliche Arbeitsgruppen. Ich bin Mitglied der Ethernet-Arbeitsgruppe. Ethernet existiert seit mehr als 40 Jahren, und die Standardisierung fand seither auch innerhalb des IEEE statt. Daher besteht die Gruppe aus langjährigen und sehr erfahrenen Teilnehmern. Die meisten der 250 Teilnehmer dieser Arbeitsgruppe sind OEMs, Chip-Hersteller, PHY-Entwickler, Hersteller von Leitungen und Steckverbindern. Normalerweise finden jährlich sechs persönliche Treffen statt. Die Sitzungen finden viermal in Amerika, einmal in Europa und einmal in Asien statt. Die Teilnahme an der Arbeitsgruppe ist grundsätzlich jederzeit möglich, sofern die fachlichen und personellen Voraussetzungen für die Arbeit an den Standards erfüllt werden. Jeder Teilnehmer nimmt als Einzelperson teil, die mit dem Unternehmen verbunden ist oder unabhängig arbeitet. Die Ethernet-Arbeitsgruppe arbeitet derzeit an 16 Projekten. Drei davon befassen sich speziell mit Anwendungen für die Automobilindustrie für kupferbasiertes und optisches Automotive Ethernet.

Vielen Dank, Christian für die Erläuterungen zu diesen vier Buchstaben und für die Einblicke in die Arbeit innerhalb des IEEE. Lass uns die Entwicklung von Standards innerhalb der Arbeitsgruppe genauer betrachten. Wie entsteht ein Standard in diesem Expertenkreis?

Christian: Wenn die Industrie eine neue Datenrate benötigt oder ein Bedarf festgestellt wird, kann eine Gruppe von Unterstützern einen so genannten „Call for Interest“ starten. Erhält dieser Vorschlag eine breite Unterstützung, wird er angenommen und die Arbeitsgruppe wird gebildet. Für die Entwicklung eines Standards müssen also grundsätzlich mehrere Kriterien erfüllt werden, und die Ziele müssen definiert sein. Wenn dies geschehen ist, wird eine Arbeitsgruppe gebildet, in der ein Standard für die Datenübertragung mit den definierten Datenraten und Reichweiten entwickelt wird. Insgesamt dauert das Verfahren für einen neuen Standard vom Projektstart bis zur Veröffentlichung des Standards etwa vier Jahre. Wenn die Datenrate ausgehend von einem bereits bestehenden Standard entwickelt werden soll, kann dieser natürlich als Grundlage für die Entwicklung des neuen Standards verwendet werden. Allerdings hängt der Fortschritt von den Beiträgen der Teilnehmer zu den technischen Inhalten ab. Alle Mitglieder der Gruppe sollen einen Beitrag zu den technischen Eigenschaften neuer Komponenten für die Verbindung der Systemleitungen oder der Übertragungssysteme leisten. Dies geschieht mit einer formalen Präsentation über neue Erkenntnisse.

Vielen Dank für diese Details, Christian. Kannst du uns bitte eine kurze Definition des Begriffs „Standard“ für alle Nicht-Techniker geben?

Christian: Ja, klar. Standard bedeutet in diesem Zusammenhang eine Spezifikation für den Aufbau eines Übertragungssystems, seine Eigenschaften und Anforderungen. Es handelt sich um eine Spezifikation, die von der Industrie, bestehend aus Herstellern und Kunden, anerkannt ist. Die Anzahl der Seiten und damit der Umfang des Standards für Ethernet umfasst derzeit 5.600 Seiten. Die Standards für Automotive Ethernet sind ein Teil davon und werden in kontinuierlichen Zyklen immer wieder integriert.

Wow, hinter einem Standard verbirgt sich tatsächlich eine Menge Arbeit. Vielen Dank für die Erläuterungen. Warum ist es für MD so wichtig, Teil dieser Arbeitsgruppe zu sein?

Christian: Meiner Ansicht nach ist es aus mehreren Gründen wichtig. Wenn eine neue Geschwindigkeitsrate benötigt wird, beginnen die ersten Gespräche innerhalb des IEEE, sodass wir als Teilnehmer frühzeitig Kenntnis davon erlangen und die Entwicklungsexperten treffen können. Darüber hinaus können wir durch eigene Beiträge im Netzwerk unsere Interessen technisch und strategisch in Hinblick auf neue Produkte vertreten. Außerdem sind wir daran interessiert, uns mit Partnern, Kunden und Lieferanten in diesem frühen Stadium und auf diesem hohen Niveau an Fachwissen zu vernetzen. Und nicht zuletzt bekommen wir so die Möglichkeit, den Standard von Anfang an mitzugestalten, weil wir die Hochfrequenzeigenschaften des Link Segments, das aus einer Leitung und einem Steckverbindersystem besteht, technisch beeinflussen können. Um es kurz zusammenzufassen: Dies ist relevant, weil diese Standards die technische Basis für die Zukunft und für die Entwicklung unserer Produktionsanlagen und Prozesse bilden.

Vielen Dank, Christian. Lass uns nun einen Blick auf unsere Kunden werfen. Welche Vorteile hat die Arbeit mit dem IEEE und der Automotive Ethernet Arbeitsgruppe für unsere Kunden?

Christian: Ich würde sagen, eine frühzeitige Mitarbeit oder eine frühzeitige Kenntnis bestimmter Rahmeneigenschaften eines neuen Datenübertragungsstandards ermöglicht es uns, in unserem Technikum oder an unseren Produktionsstandorten Prototypen neuer Datenübertragungslösungen zu realisieren. Auch bei OEM- oder Tier-1-Anfragen nach Mustern für erste Vorvalidierungsuntersuchungen sind wir in der Lage, die entsprechenden Anforderungen an konfektionierte Leitungen schneller zu erfüllen als Wettbewerber, die nicht im IEEE sind. Die Teilnahme ermöglicht es uns, in diesen kritischen ersten Phasen der Einführung oder Entwicklung neuer Technologien ein starker Partner für unsere Kunden zu bleiben. Unsere Rolle? Nun, ein Standard ist wichtig für die Flexibilität des Kunden und schafft Sicherheit für die Liefer- und Einkaufsstrategien.

Christian, vielen Dank für dieses sehr interessante Interview.

Die großen Vorteile eines internationalen Austauschs unter Experten

Die Mitarbeit im IEEE hilft MD, weit vorauszuplanen und ermöglicht es uns, neue Standards mitzugestalten. Auf dieser Grundlage können wir unseren Kunden schon heute die Lösung von morgen präsentieren! Lassen Sie uns Wissen und Expertise teilen, um eine erfolgreiche Zukunft auf dem Markt der Datenübertragung zu gestalten. Groß denken, schnell lernen, etwas bewegen.

Haben Sie weitere Fragen, oder möchten Sie mehr über unsere Produkte erfahren? Unser Team hilft Ihnen gerne weiter!

Kontaktieren Sie uns

Christian Neulinger

Christian Neulinger ist „Manager Radio Frequency & Simulation“ und hat inzwischen mehr als 10 Jahre Berufserfahrung in der Entwicklung und Qualifizierung von innovativen elektrischen Komponenten für die Leitungsgebundene High-Speed-Datenübertragung. Als aktives Mitglied in diversen Standardisierungsgremien wie IEEE 802.3 arbeitet er an der Entwicklung von neuen leistungsfähigen Datenübertragungssystemen für die Automobilindustrie mit.