Interview mit Martin Wittmann über seine Arbeit bei MD, die steigende Anzahl an elektronischen Helfern in modernen Fahrzeugen, die Auswirkungen auf die Automobilzulieferer und wie sich MD auf die damit verbundenen Entwicklungen vorbereitet.
Tech Talk ist eine Interviewserie, die Ihnen einige inspirierende Persönlichkeiten innerhalb und außerhalb von MD, aus der Welt der Technik, Innovation und darüber hinaus vorstellt. In dieser Folge haben wir uns mit Martin Witmann, Application Engineer im Bereich Sales International bei MD, zusammengesetzt. Wir sprechen über seinen Job bei MD, die EU-Verordnung 2019/2144, die vorsieht, dass Neufahrzeuge ab Sommer 2024 mit einer Reihe von Fahrerassistenzsystemen ausgestattet sein müssen und wie die die Zulieferer im Bordnetzbereich und MD selbst dieser Situation begegnen
Martin, erzähle bitte ein wenig über Dich. Wie war dein beruflicher Werdegang, und was schätzt du an deiner Arbeit bei MD.
Ich bin Martin, 36 Jahre alt und als Senior Application Engineer im Bereich Sales International tätig. Vor über 8 Jahren startete ich bei MD als Development Engineer und wechselte 2019 schließlich ins Application Engineering. Bei meinem vorherigen Arbeitgeber war ich unter anderem zuständig für die Entwicklung und technischen Vertrieb von Ladestationen für E-Autos.
Als Application Engineer bin ich als technisches Bindeglied zum Kunden unter anderem für die Ausarbeitung und Umsetzung von Lösungen für komplexe technische Aufgabenstellungen zuständig. Sehr reizvoll für mich ist dabei der regelmäßige Kontakt und Austausch mit unseren internationalen Kunden. Die jeweiligen Anforderungen an unsere Produkte, die je nach OEM unterschiedlich sein können und die zur Umsetzung nötige Zusammenarbeit mit den verschiedenen internen Abteilungen machen die Aufgaben sehr abwechslungsreich und spannend.
Ab Sommer nächsten Jahres gilt in weiten Teilen die EU-Verordnung 2019/2144, die vorsieht, dass alle Neuwagen mit bestimmten Fahrerassistenzsystemen ausgestattet sein müssen. Bitte beschreibe uns, was dies für die Automobilbranche bedeutet.
Dass immer mehr Sensoren, Kameras und ähnliche Systeme pro Fahrzeug verbaut werden, ist keine neue Entwicklung. Durch den verpflichtenden Einbau vieler Fahrerassistenzsysteme hat sich dieser Trend aber sicherlich noch verstärkt. Früher konnten Autohersteller Basismodelle ohne viele Extras anbieten, heute müssen auch diese Modelle deutlich umfangreicher ausgestattet sein. Und um sich zu differenzieren und den Premiumcharakter zu wahren, werden in der Oberklasse noch mehr und noch anspruchsvollere Technologien zum Einsatz kommen. Dies wird sicherlich zu einem zusätzlichen Innovationsdruck und einem weiteren Anstieg der Nachfrage bei den entsprechenden Lieferanten führen.
Wie siehst du die Auswirkungen für die Zulieferer, speziell für den Bereich Bordnetz, und für die Konfektionäre?
Natürlich musste man sich zunächst auf höhere Produktions- und Liefermengen einstellen, um die gestiegene Nachfrage der OEMs zu bedienen. Da die Assistenzsysteme immer mehr Verantwortung übernehmen und in vielen Fällen direkt in die Fahrzeugsteuerung eingreifen, wird die Sicherheit der Datenleitungen immer wichtiger, was zu höheren Anforderungen hinsichtlich Automatisierungsgrad, Qualität und Rückverfolgbarkeit führt. Mit der Anzahl der Datenleitungen im Fahrzeug steigen auch Gewicht und Platzbedarf. Miniaturisierung, hybride Kabelkonfektionen und die entsprechende Flexibilität bei der Kabelkonfektionierung sind hier gängige Wege mit den Herausforderungen umzugehen.
Wie begegnet MD diesen Herausforderungen?
Im Mittelpunkt steht die automatisierte Fertigung mit automatisierter Prozessüberwachung auf unseren selbst entwickelten und gebauten Maschinen. Damit gewährleisten wir die notwendige Produktionsgeschwindigkeit, Präzision und Einhaltung aller Qualitätsvorgaben. Wir sind aber gleichzeitig flexibel genug, um mit immer mehr Varianten und schnelleren Entwicklungszyklen umgehen zu können.
Aber auch die Entwicklung neuer Datenübertragungssysteme steht im Fokus. Optische Übertragungs-Lösungen werden beispielsweise in zukünftigen Fahrzeugarchitekturen ein großes Potenzial für höhere Übertragungsraten, geringeres Gewicht, höhere Zuverlässigkeit und Sicherheit, insbesondere gegen elektromagnetische Störungen bieten.
Kannst du uns zum Ende bitte noch Beispiele nennen, welche Komponenten MD konkret für einige der Assistenzsysteme liefert, die bald in allen Neufahrzeugen Pflicht sein werden?
Assistenzsysteme wie Geschwindigkeitsassistent, Notbremsassistent, Notfall-Spurhalteassistent und Rückfahrassistent haben verschiedene Funktionsweisen und die dazu nötigen Sensoren und Kameras benötigen verschiedene Datenleitungen zur Übertragung der Signale. So wird beispielsweise für den Geschwindigkeitsassistent zur Schildererkennung eine Kamera eingesetzt. Diese wird meist mittels Koax-Leitungen (FAKRA oder mini Koax) mit den Steuergeräten verbunden.
Auf der anderen Seite werden zum Beispiel für den Notbremsassistent Sensoren wie Radarsensoren oder Lidarsensoren benötigt. Deren Signalübertragung wird in der Regel mit Ethernet-Leitungen realisiert. Dazu liefert MD zum Beispiel twisted pair Leitungen wie H-MTD/GEMnet oder MATEnet.
Martin, vielen Dank für das super interessante Gespräch!