Ein modernes Bordnetz als Vorraussetzung für mehr Sicherheit durch autonomes Fahren

Interview mit Karl-Heinz Lode zu seinen Erwartungen wie das autonome Fahren die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen wird, welche Folgen das für das Bordnetz der Zukunft hat und was MD tut, um darauf vorbereitet zu sein.

Durch eine flächendeckende Einführung des autonomen Fahrens entfällt der Mensch als Fehlerquelle. Dadurch wird ein Rückgang der Unfallzahl um ca. 90% erwartet.“

Tech Talk ist eine Interviewserie, die Ihnen einige inspirierende Persönlichkeiten innerhalb und außerhalb von MD und der Welt der Technik, Innovation und darüber hinaus vorstellt.

In dieser Folge Tech Talk haben wir uns mit Karl-Heinz Lode, Application Engineer bei MD zusammengesetzt. Wir sprechen über seine Masterarbeit zum Thema „Autonomes Fahren“, Sicherheit im Straßenverkehr, und die Herausforderungen bei der Bornetztentwicklung.

Karl-Heinz, bitte erzähle ein wenig über dich. Was reizt dich am meisten an deinem Job?

Die Automobilindustrie ist eine stets wachsende und sich weiterentwickelnde Branche. Dabei ist ein ständiger Austausch mit den Kunden notwendig. Besonders fasziniert es mich in Zusammenarbeit mit der ganzen Lieferkette technische Lösungen für das Fahrzeug von morgen zu entwickeln.

Du hast Dich ja im Rahmen Deiner Masterarbeit mit dem Thema „Autonomes Fahren“ intensiv beschäftigt. Was glaubst Du, wie stark wird autonomes Fahren die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen?

Um die Frage beantworten zu können, würde ich gerne einen Blick auf den aktuellen Status Quo bei der Sicherheit im Straßenverkehr betrachten. 2021 wurden 2.314.938 Unfälle in Deutschland erfasst. Dabei wurden 323.129 Personen verletzt. 2.562 Personen kamen ums Leben. Etwa 95% der Unfälle mit Personenschaden sind auf Fehler des Fahrenden zurückzuführen. Davon sind circa 53% durch das Nicht-Einhalten der StVO und 7% durch eine eingeschränkte Fahrtüchtigkeit des Fahrers entstanden. Durch eine flächendeckende Einführung des autonomen Fahrens entfällt der Mensch als Fehlerquelle. Dadurch wird ein Rückgang der Unfallzahl um ca. 90% erwartet.

Wow, super interessant. Wie kann autonomes Fahren konkret die Sicherheit erhöhen?

Autonomos Fahren bedingt eine Echtzeit-Kommunikation zwischen Fahrzeugen und der Umgebung. Diese Kommunikation wird unter dem Begriff V2X (Vehicle-to-Everything) zusammengefasst. Dabei tauschen Fahrzeuge untereinander, als auch mit Straßenschildern oder Ampeln Informationen aus und können vor Gefahrenstellen warnen.

Der Einsatz mehrerer Kamera- und Radar-Sensoren analysiert die nähere Umgebung. Unterstützt werden diese durch LiDAR-Sensoren. In Kombination erzeugen die Sensoren sogar bei Dunkelheit ein digitales Abbild der Umgebung. Im Vergleich zum Menschen lässt sich bei Fahrzeugen die „Aufmerksamkeit“ nicht beeinträchtigen, die Komponente des menschlichen Versagens entfällt also komplett. Das Fahrzeug reagiert zu jeder Zeit auf sämtliche Umwelteinflüsse, wodurch die Sicherheit im Straßenverkehr wesentlich erhöht wird.

Ein weiterer Sicherheitsaspekt im Straßenverkehr sind Innenkamerasysteme im Fahrzeug. Sie registrieren gesundheitliche Notfälle der Fahrzeuginsassen während der Fahrt. Bei Notfällen fährt das Fahrzeug automatisch das nächstgelegene Krankenhaus an. Ebenso wird dadurch je nach Beladung und Position der Fahrgäste die Zündung der Airbags gesteuert. Dadurch lassen sich zusätzliche Verletzungen im Falle eines Crashs vermeiden.

Experten gehen davon aus, dass aufgrund der ganzen Sensoren und mit der Umwelt kommunizierende Systeme nahezu keine Unfälle mehr entstehen werden.

Welche Konsequenzen hat dies auf das Bordnetz der Zukunft?

Die Einführung des autonomen Fahrens sorgt für ein Wachstum der E/E-Komponenten im Auto. Dadurch ergeben sich neue Anforderungen an das Bordnetz. Aufgrund der steigenden Komplexität ist eine Umsetzung mit den heutigen Bordnetzen nicht mehr möglich. Damit muss sich das komplette Bordnetz, die Kommunikationswege und damit auch der Kabelbaum weiterentwickeln und neu strukturieren.

Wie ändern sich hierdurch die technischen Anforderungen an einen Konfektionär?

Im Zuge des Megatrends „Autonomes Fahren“ steigt die Anzahl der sicherheitsrelevanten Anwendungen. Bei diesen ist die Gewährleistung der Funktion besonders wichtig. Dazu gehört selbstverständlich auch die Herstellung der Verbindung zwischen den einzelnen Geräten im Fahrzeug. Dafür werden zusätzliche Komponenten wie CPA‘s (Connector Position Assurance) zum Einsatz kommen. Dadurch wird eine mechanisch richtige Steckverbindung überprüft und ein ungewolltes Lösen der Verbindung verhindert. Durch End-of-Line Tests vor jedem Versand werden defekte Teile sofort erkannt und aussortiert. Steigende Forderungen nach einer lückenlosen Traceability, sprich Rückverfolgbarkeit der Teile, tragen zur nachhaltigen Ermittlung von Fehlerquellen bei.

Wie bereitet sich MD ELEKTRONIK auf diese Entwicklung vor?

Als Spezialist für die Konfektion von Sonderdatenleitungen ist es ein für MD selbstverständlich, stets die Anforderungen des Marktes zu erfüllen. Dazu tragen eigene Innovationen wie etwa die Entwicklung des eigenen Stecksystems C-KLIC bei. Auch beschäftigen wir uns mit der optischen Datenübertragung. Umfangreiche Prüfungen und eine durchgehende Rückverfolgbarkeit sind bereits etablierte Produktionsstandards. Durch eine innovative und einzigartige Produktion im Sensorik-Bereich ist bereits ein technischer Vorsprung im Bereich der sicherheitsrelevanten Applikationen geschaffen.

Karl-Heinz, vielen Dank für das super interessante Gespräch!

Karl-Heinz Lode

Karl-Heinz Lode ist seit über 6 Jahren als Application Engineer für die MD tätig. Dabei ist er im ständigen Kontakt mit der Lieferkette. Seine Aufgabe ist das Lösen der technischen Probleme von morgen. Während seines Masterstudiums, welches durch MD gefördert wurde, beschäftigte er sich intensiv mit der Entwicklung von Bordnetzen sowie dem autonomen Fahren. Besonders freut es ihn, durch das Einbringen seiner Erfahrungen die Mobilität der Zukunft mitzugestalten.